Garten und Balkon,  Natur,  Permakultur,  Regenerativ

Rette die Vielfalt: Der Naturgarten

Wusstest du schon, dass von den 8 Millionen Arten auf der Erde etwa 1 Million vom Aussterben bedroht ist?
Und dass sich das erst in den letzten Jahrzehnten so dramatisch zugespitzt hat?

Der Verlust an Biodiversität geschieht oft schleichend – aber nicht unsichtbar. Es sind die Gärten, die Felder, die Straßenränder, in denen wir Lebensräume verlieren oder neu gestalten. Und genau hier liegt auch unsere Chance: Ein Naturgarten kann ein echtes Refugium für Pflanzen, Tiere und Menschen werden.

Was ist ein Naturgarten?

Ein Naturgarten ist mehr als nur eine grüne Fläche. Es ist ein bewusst gestalteter Lebensraum, der sich an der Natur orientiert, heimische Arten fördert und ökologische Kreisläufe respektiert. Statt exotischer Zierpflanzen, steriler Steinflächen und chemischer Hilfsmittel findet man hier Wildpflanzen, Strukturen aus Holz und Stein, lebendige Böden und ein reges Summen und Zwitschern.

Ein Naturgarten ist ein Ort zum Entdecken, Beobachten und Innehalten – ein Stück Wildnis direkt vor der Haustür.

Warum ein Naturgarten?

  • Artenschutz direkt vor der Tür: Insekten, Vögel, Amphibien und Kleinsäuger finden hier Nahrung, Schutz und Nistmöglichkeiten.
  • Ökologisches Gleichgewicht: Heimische Pflanzen fördern natürliche Kreisläufe und benötigen keine künstliche Bewässerung oder Düngung.
  • Weniger Pflege, mehr Leben: Ein Naturgarten ist pflegeleicht, wenn man die Natur arbeiten lässt – das spart Zeit und Ressourcen.
  • Lebendiger Lernort: Gerade für Kinder wird der Garten zum spannenden Klassenzimmer.
  • Klimafreundlich: Begrünte Flächen speichern Wasser, kühlen ihre Umgebung und verbessern das Mikroklima.

Typische Elemente eines Naturgartens

Ein Naturgarten ist kein Zufallsprodukt, sondern bewusst gestaltet – mit folgenden Merkmalen:

  • Vielfalt an Strukturen: Trockenmauern, Totholzhaufen, kleine Wasserstellen oder Wildhecken schaffen Lebensräume für unterschiedliche Tierarten.
  • Natürliche Materialien: Statt Plastik und Beton werden Holz, Stein und Erde verwendet – auch bei Wegen, Zäunen und Beeten.
  • Unversiegelte Flächen: Kein Schotter, keine Pflasterwüsten – Wasser kann versickern, Bodenleben bleibt erhalten.
  • Wildnis-Ecken: Nicht alles muss „aufgeräumt“ sein – Laubhaufen, Brennnesseln oder verwilderte Zonen sind wichtige Rückzugsorte.

Hier habe ich eine „Steinwüste“ in einen Naturgarten verwandelt. Links der ursprüngliche Zustand mit Steinen. In der Mitte habe ich bereits die Steine entfernt und aufgefüllt mit einem Erde-Sand-Kies-Mix, zwei Holzstämme schaffen Struktur und ein paar Steine konnte ich auch noch unterbringen. Auf dem rechten Bild sind die Pflanzen gesetzt: Gewöhnlicher Blutweiderich, Sterndolde, Nesselblättrige Glockenblume, kriechender Günsel, Ehrenpreis, Berglauch, Lichtnelke, Pfennigkraut.

Welche Pflanzen gehören in einen Naturgarten?

Im Zentrum stehen heimische Wildpflanzen – sie sind perfekt an Klima und Boden angepasst und bilden die Nahrungsgrundlage für Insekten und Vögel.

Typische Beispiele:

  • Für Bienen & Schmetterlinge: Natternkopf, Flockenblume, Wiesen-Salbei, Wilde Möhre
  • Für Vögel: Hagebutten (z. B. Wildrosen), Holunder, Kornelkirsche, Efeu
  • Bodendecker & Wiesenblumen: Gundermann, Gänseblümchen, Schafgarbe, Klee
  • Kräuter für Mensch & Tier: Thymian, Minze, Ringelblume, Beifuß

Verzichte bewusst auf gefüllte Blüten (z. B. viele Zuchtrosen) – sie bieten oft keinen Nektar und keine Pollen. Auch exotische Pflanzen sind für die heimischen Insekten nutzlos, denn viele – gerade die Wildbienen – sind Spezialisten und fliegen nur bestimmte Pflanzen an.

Wie man auf den Bildern unten sieht, darf ein Naturgarten auch gerne mal chaotisch sein. Überall blüht und summt es. Am Boden krabbelt es überall und meinen kleinen Miniteich sieht man vor lauter Pflanzen gar nicht mehr. Dieses Jahr habe ich den Teich noch vergrößert, darüber mache ich vielleicht auch noch mal einen Beitrag.

Bitte nicht wundern, die oberen Pflanzsteine gehören meiner Mutter, die sich dort austoben darf, weshalb hier auch exotische Pflanzen zu finden sind. Aber das zeigt auch, dass ihr nicht sofort alles austauschen müsst, sondern es kann ein Prozess sein, den Garten zu einem Naturgarten umzugestalten!

Es muss auch nicht viel Geld kosten. Ihr könnt beim Spaziergang hier und da ein Pflänzchen aus der Natur, aus dem Wald mitnehmen. Achtet auf Nachhaltigkeit, wenn es nur eine Pflanzen am Standort gibt, bitte stehen lassen! Ich habe in der Nähe meines Teiches z.B. Moos angesiedelt. Letztes Jahr habe ich mir ein bisschen aus dem Wald geholt und nun hat er sich in meinem Garten – auch weil die Bedingungen passen – etabliert. Veilchen, Vermissmeinnicht, Pfennigkraut, die Kleine Braunelle haben sich selbst ausgesät. Lasse der Natur Zeit und reiße nicht jedes „Unkraut“ heraus!

Worauf kommt es im Naturgarten an?

  • Geduld: Ein Naturgarten darf sich entwickeln – das dauert oft einige Jahre, bis sich ein ökologisches Gleichgewicht einstellt.
  • Beobachtung: Was wächst, wer besucht den Garten, welche Strukturen fehlen vielleicht noch? Hat man die richtigen Pflanzen am richtigen Ort gepflanzt? Es ist so wundervoll zu beobachten wie plötzlich Bienen, Schmetterlinge, Käfer in den Garten kommen, die man zuvor noch nicht gesehen hat.
  • Verzicht auf Chemie: Keine Pestizide, Kunstdünger oder chemische Mittel – die Natur weiß sich oft selbst zu helfen.
  • Bewusstes „Nicht-Tun“: Nicht jede Wildpflanze ist ein „Unkraut“. Manches darf bleiben, darf blühen, darf verwelken.

Selbstgemachte Holz-Beet-Einfassungen sind schön anzusehen und haben einen ökologisch hohen Wert für die Insekten. Wie du auf dem linken Bild sehen kannst, habe ich die Haselnuss zu früh in den Boden gerammt, sie treibt wieder aus! Ist die Natur nicht faszinierend?!
Lasse alte Baumstämme stehen. Du kannst im Sommer darauf einen Blumentopf platzieren. Mit etwas Glück siedeln sich tolle Pilze an und Insekten nutzen das Totholz. Die Vielfalt wird dich überraschen.
Auch Gartenelemente wie z.B. diese Kräuterspirale kann helfen den Garten zu beleben und sind ein echtes Schmuckstück. Insekten können die Trockenmauer nutzen und die Kräuter kann man für Medizin oder Tees ernten. Das muss nicht viel kosten, ich habe die Steine z.B. von einem Nachbarn, der sie nicht mehr brauchte. Wie auf dem Bild zu sehen, habe ich sie schon auf den Winter vorbereitet und habe die Pflanzen mit Blättern bedeckt, um sie vor der kommenden Kälte zu schützen.

Fazit: Kleine Gärten, große Wirkung

Ein Naturgarten ist kein Trend, sondern eine Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit. Er schenkt nicht nur Artenvielfalt und Klimaresilienz, sondern auch uns Menschen eine tiefere Verbindung zur Natur.
Gerade in Zeiten von Umweltkrisen, Artensterben und Entfremdung ist er ein Ort der Hoffnung – lebendig, vielfältig und voller Geschichten.

Mach mit – verwandle deinen Garten in ein kleines Paradies für Mensch und Tier!

Interessante Links:

ReNature – Ein wirklich toller und wertvoller YouTube-Kanal rund um das Thema Naturgarten. Hier findet man alle Themen vom Schattengarten bis zum Naturteich. Er hat unter seinen Videos immer eine ausführlich Liste von sicheren Bezugsquellen für heimische Pflanzen, sehr praktisch!

Markus Burkhard – Markus hat nicht nur einen sehr informativen YouTube-Kanal, sondern auch noch einen Shop, in dem man heimische Pflanzen bestellen kann. Achtung, Markus sitzt in Österreich! Aus Erfahrung kann ich sagen, dass seine Pflanzen wirklich kräftig und widerstandsfähig sind und man bekommt hier fast alles.
Zum Shop: https://www.nordischer-garten.at/

Ein informatives Video von ARTE über das Thema Artensterben/ Anpassung:

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert