No-Poo – ganz ohne Shampoo
No-Poo, Poo-free, kein Shampoo oder wie auch immer man es nennen mag. Hier erfährst du welche Möglichkeiten es gibt – mit Erfahrungsbericht!
Seit mehr als 6 Jahren benutze ich kein normales Shampoo mehr. Im Zuge meiner Plastikeinsparungspolitik kam auch das Shampoo auf den Tisch, aber nicht nur deshalb. Durch die App CodeCheck wurde ich mir der Inhaltsstoffe meines Shampoos bewusst und obwohl ich ein „Kräuter“-Shampoo benutzte und davon ausgegangen bin, dass da wenig Schlimmes drin sein kann, wurde ich eines Besseren belehrt. Eigentlich war es die Fülle der Inhaltsstoffe, die mich stutzen ließ. Die Stoffe erfüllten folgende Aufgaben:
- Verringert die Grenzflächenspannung von kosmetischen Mitteln und trägt zu einer gleichmäßigen Verteilung bei der Anwendung bei
- Löst andere Stoffe auf
- Erhöht oder verringert die Viskosität kosmetischer Mittel
- Verringert oder hemmt den Grundgeruch oder -geschmack des Produkts
- Hemmt in erster Linie die Entwicklung von Mikroorganismen in kosmetischen Mitteln
Insgesamt hatte mein altes Shampoo 15 Inhaltsstoffe. Eigentlich wollte ich nur meine Haare reinigen und nicht einen Chemiekurs belegen. Einige der Stoffe sind eventuell für mich nicht gesund und andere auch nicht für die Umwelt, also musste eine Lösung her, denn so einen Kram mag ich mir nicht länger in die Haare schmieren!
Springe hier schneller zu den jeweiligen Absätzen:
- Qual der Wahl – alle Möglichkeiten aufgeführt
- Was sagen Experten dazu?
- Meine Erfahrungen mit Haarseife und festem Shampoo
- Meine persönliche Geschichte
- Meine Tipps für dich und Fazit
Qual der Wahl
Wenn man auf Shampoo in der Tube verzichten möchte und sich über Alternativen informiert, merkt man schnell das es einige Möglichkeiten gibt:
- Haarseife (manche benutzen auch normale Seife)
- Reinigung mit Lavaerde, Heilerde, Roggenmehl, Kaffee, Kakao, Natron
- Kastanien oder Waschnüsse
- festes Shampoo
- nur mit Wasser
Für den besseren Überblick möchte ich kurz auf die einzelnen Möglichkeiten eingehen. Vor dem Haarewaschen sollte man die Haare immer sehr gründlich durchbürsten, um alte Hautschuppen zu lösen und die Durchblutung zu fördern.
Lavaerde/ Heilerde | Bei Lavaerde handelt es sich um Tonerde und die Heilerde gibt es in verschiedenen Farben mit verschiedenen Wirkungen. Manche benutzen nur Lavaerde, andere mischen die verschiedenen Lava-/ oder Heilerden. Ich glaube man muss hier ein bisschen experimentieren, was einem guttut bzw. den Haaren. Sie werden mit Wasser angemischt, als Paste auf die Kopfhaut einmassiert und sehr gründlich ausgewaschen. |
Roggenmehl (am besten Vollkorn) | Das Mehl sollte sehr fein gemahlen sein und wird ebenfalls mit Wasser vermischt, als Paste auf die Kopfhaut einmassiert und danach sehr gründlich ausgewaschen. |
Kaffee | Hier wird das Pulver benutzt (nicht der Kaffeesatz!!) und es wird entweder zum Roggenmehl oder den Erden dazu gemischt. Der Kaffee fördert die Durchblutung und ist gut für die Kopfhaut. |
Natron | Das Natronpulver muss auch hier mit Wasser gemischt werden und die Paste wird auf die Kopfhaut einmassiert. Bei Natron ist es sehr wichtig die Haarlängen nicht zu erreichen, weil Natron die Haare austrocknen kann. Natron soll auch eine leicht bleichende (aufhellende) Wirkung haben. |
Kakao | Kakao wird oft zwischen den Haarwäschen als Trockenshampoo benutzt. Den Kakao einfach mit einem Pinsel auf die Haaransätze auftragen und gut ausbürsten. Der Ansatz könnte dabei bräunlich werden, deshalb bei blondem Haar erstmal ausprobieren. Positiv: Kann erste graue Haare abdecken. |
Haarseifen | Es gibt unheimlich viele Haarseifen im Angebot. Man sollte darauf achten, dass sie rückfettend und ph-neutral sind, damit die Haare nicht zu sehr austrocknen. Zum Einschäumen sollte man die Seife direkt am Haar anwenden (am Haaransatz in kreisenden Bewegungen auftragen). Danach die Haare sehr gründlich auswaschen. Bei sehr hartem Wasser kann es zu Rückständen im Haar kommen (Kalk), hier hilft eine saure Rinse (LINK EINFÜGEN). |
Kastanien | Die Kastanien werden hierfür gewaschen, zerkleinert (am besten in einen Sack und draufhauen), dann füllt man sie in ein Gefäß und füllt dieses mit lauwarmem Wasser auf. Einige Stunden ziehen lassen und dann die Kastanien herausfiltern. Fertig ist das Shampoo. Durch das lauwarme Wasser werden Tenside gelöst. Das Kastanien-Shampoo wirkt antibakteriell und reinigt ganz natürlich. Die Schaumbildung ist allerdings nicht so stark wie bei normalem Shampoo. Wer mag kann es auch als Spülung benutzen, einmassieren, ziehen lassen und wer mag spült sie aus oder auch nicht. Man kann dieses „Shampoo“ auch als Waschmittel benutzen. |
Waschnüsse | Ich möchte die Waschnüsse hier nur der Vollständigkeit halber erwähnen. Meine Empfehlung ist: Nicht kaufen!! Die Popularität der Waschnüsse im Westen Folgen im Herkunftsland Indien hat. Dort wurden sie von der ärmeren Bevölkerung benutzt, doch durch den starken Konsumismus sind die Preise in Indien explodiert, so dass es sich die Menschen dort nicht mehr leisten können. Sie steigen nun auf billige Waschmittel um, die wiederum ungefiltert in die Abwässer gelangen. Somit sind Waschnüsse alles andere als nachhaltig!! Es gibt genug andere Alternativen. |
festes Shampoo | Kleine Seifenmanufakturen bieten hier sehr gute Alternativen zum normalen Shampoo an. Natürlich gibt es auch bei Amazon und Co. feste Shampoos, aber die Inhaltsstoffe sind hier ähnlich wie beim normalen Shampoo. |
Was sagen Experten zur No-Poo-Bewegung?
Ich habe einen Artikel gefunden, in dem Ulrike Blume-Peytavi, die Leiterin der Klinik für Dermatologie an der Berliner Charité, etwas zur No-Poo-Bewegung sagt. Sie sieht hier Vorteile und Nachteile. Nachzulesen hier:
Anhand meiner eigenen Erfahrungen kann ich Frau Ulrike Blume-Peytavi nicht in allem zustimmen. Die eine Seite ist die Theorie und auf der anderen die Praxis. Und natürlich ist auch jedes Haar ganz unterschiedlich, weshalb man auch nie sagen könnte das XY DIE Lösung für alle ist. Jeder muss – wenn er denn umsteigen möchte – seine persönliche Lösung finden.
Meine Erfahrungen bei Haarseife & festem Shampoo
Vermehrten Juckreiz kann ich z.B. gar nicht bestätigen, eher das Gegenteil. Sobald ich wieder normales Shampoo benutze, beginnt der Juckreiz wieder. Bei Haarseife und festem Shampoo hatte ich seit Jahren das erste Mal überhaupt keinen Juckreiz mehr.
Und auch die Produktion von Talg sehe ich ein bisschen anders. Als ich normales Shampoo benutzte, musste ich alle 2 bis 3 Tage meine Haare waschen, weil der Haaransatz fettig wurde. Das habe ich bei Haarseife und festem Shampoo gar nicht. Nach der Umstellung, die tatsächlich 2-3 Monate dauern kann, musste ich erst ab dem 4 – 6 Tage meine Haare waschen. Bei Benutzung von Trockenshampoo (Kakao) konnte ich es sogar noch länger hinauszögern. Also hier hat sich tatsächlich etwas getan.
Noch kurz etwas zu den 2-3 Monaten. Es ist tatsächlich so, dass es 2-3 Monate dauert bis man alle Rückstände aus den Haaren entfernt hat (Silikone und Co.) und Kopfhaut/ Haare sich umgestellt haben. Wenn man also umsteigt, muss man tatsächlich diese Zeit abwarten, bevor man sich ein Urteil erlauben kann. Das ist eine lange Durststrecke.
Meine persönliche Geschichte
Als Umstieg habe ich mich erstmal für eine Haarseife entschieden, weil ich dachte diese Umstellung wäre nicht so groß. Nachdem ich mir einige Tests durchgelesen habe, entschied ich mich für die Haarseife von Savion „Melisse“. Auch die Inhaltsstoffe überzeugten mich: Wasser (gefiltert und Wasserhärte 0), Kokosöl, Rizinusöl, Olivenöl, Natriumhydroxid (=Lauge zur Verseifung der Öle), Weizenkeimöl, Sheabutter, natürliches ätherisches Öl; weitere Zutaten zur Rückfettung: Weizenkeimöl. Rückfettung 1,5 %. Die erste Haarwäsche war eine Katastrophe! Zum Glück hatte ich vorher gelesen, dass man eine saure Rinse machen sollte.
Eine saure Rinse ist eine Haarspülung mit Essigwasser. Der Essig sorgt dafür, dass sich die Haarschuppen wieder anlegen und das Haar somit geschmeidiger und weicher und gesünder wird. Anwendung: 1 TL Essig und 1 l kaltes Wasser in ein Gefäß füllen und nach der Haarwäsche über die Haare laufen lassen (am besten überkopf, weil das Wasser kalt ist und man so den Essig nicht in die Augen bekommt). Man kann, muss aber nicht die Haare danach ausspülen. Der Essiggeruch verfliegt nach dem Trocknen. Beachten: Ich dachte am Anfang viel hilft viel und habe mehr Essig genommen. Das kann dazu führen, dass die Haare stark nachfetten! Also einfach ausprobieren wieviel Essig eurem Haar guttut.
Seit dem 20. Lebensjahr färbte ich meine Haare. Mal schwarz, dann wieder rot und dann blond. Doch durch die Pflegeprodukte, die ich nach jeder Haarwäsche auf die Haare klatschte, bemerkte ich gar nicht wie es meinen Haaren wirklich ging. Es fühlte sich immer gesund und weich an. Aber nun wurde ich mir der harten Wahrheit konfrontiert: Sie waren total kaputt!
Die Haare fühlten sich wie ein riesiger Klumpen an, eine einzige Masse. Aber nach der Rinse war es besser und ich schaffte es sogar sie zu kämmen.
Nun quälte ich mich durch die 2 Monate, in der Hoffnung es würde besser werden. Ich erspare euch die Einzelheiten und komme gleich zum Ergebnis: Es war ein Krampf! Das Wasser war an meinem Wohnort extrem hart und diese Kombination war leider zum Scheitern verurteilt.
Schweren Herzens schaute ich mich nach einer weiteren Alternative um und kam somit zum festen Shampoo. Ich fand eine sehr kleine Seifenmanufaktur, die sehr darum bemüht ist natürliche Inhaltsstoffe zu verwenden. Nachteil sind sehr hohe Versandkosten, die mich erstmal abschreckten. Ich biss in den sauren Apfel und zahlte genauso viel Porto, wie die kleine Shampoo-Probe kostete. Es hat sich jedoch gelohnt! Seit 6 Jahren bin ich treuer Kunde der Seifenmanufaktur und beziehe mittlerweile auch andere Produkte dort, wie meine Hand- u. Körperseife. Ich bestelle für ein Jahr im Voraus, somit sind die Versandkosten auch schwindend gering.
Meine Tipps für dich!
Sicherlich wirst du deine eigenen Fehler machen, aber vielleicht kann ich dir bei der einen oder anderen Sache helfen: Wenn du coloriertes oder kaputtes Haar hast, solltest du den Umstieg sehr sanft gestalten mit z.B. trockenem Shampoo und warten, dass sich deine Haare wieder erholen. Es gibt auch sehr gute natürliche Haarkuren mit Honig, Öl oder Ei. Alternativ einfach mal die Haare scheiden!
Solltest du dich für Haarseife entscheiden, prüfe erstmal die Wasserhärte. Das kannst du ganz einfach über Google machen: Wasserhärte & dein Ort eingeben. Ab 13/14 Grad Wasserhärte solltest du von Haarseife die Finger lassen oder einen Filter für Duschköpfe einbauen. Was passiert bei hartem Wasser: Bei der Verbindung von Wasser und Seife entsteht sogenannte Kalkseife: weiße Flocken, die sich auf der Kopfhaut und dem Haar ablegen und Beläge und raues Haar zur Folge haben.
Bei der sauren Rinse unbedingt ausprobieren wieviel Essig deinem Haar gut tut. Viel hilft viel ist hier leider nicht der beste Weg. Zu viel Essig kann die Haare fettig werden lassen. Und unbedingt kaltes Wasser verwenden, da dieses den Effekt unterstützt.
Fazit
Ich wollte eine Alternative finden, die ich auch ohne Bedenken in der freien Natur verwenden kann – ich bin begeisterte Wildcamperin. Leider ist mir das nicht gelungen. Ich bin beim festen Shampoo hängen geblieben, habe damit jedoch eine Reduktion des Plastikmülls erreicht und ich belaste mein Haare nicht mehr, da in meinem festen Shampoo nur natürliche Inhaltsstoffe enthalten sind. Positiver Nebeneffekt: Ich habe die Seifenmanufaktur gefunden und nutze von dort auch die tollen Seifen für die Haut.
Fotos:
pixabay.com/ RyanMcGuire
2 Comments
Katy
Ich hab das auch mal ausprobiert, aber hab nur 2 Wochen durchgehalten. Das mit dem festen Shampoo ist ein toller Tipp, das probiere ich mal.
Grüße Katy
Marie
Ja unbedingt, einfach mal testen. Jedes Haar ist anders.
LG Marie