Die Wiederentdeckung der Eichel
Immer wenn ich im Herbst spazieren gehe, laufe ich über tausende Eicheln, die achtlos auf dem Weg liegen. Von Eichhörnchen, Rehen und Wildschweinen weiß man, dass sie Eicheln lieben, weil sie die Wildtiere gut über den Winter bringen. Aber auch für den Menschen können Eicheln (wieder) ein überraschend vielseitiger und nahrhafter Bestandteil der Ernährung werden. In vielen Kulturen wurden Eicheln schon früher in verschiedenen Formen verwendet. In Zeiten, in denen lokale und nachhaltige Lebensmittel wieder vermehrt an Bedeutung gewinnen, könnte auch die Eichel wieder eine wichtige Rolle einnehmen.
Probiere es doch einfach mal aus! Ich zeige dir wie.
Welche Eicheln eignen sich?
Grundsätzlich können die Eicheln der heimischen Eichenarten gesammelt und verwendet werden, also von Stieleiche (Quercus robur), Traubeneiche (Quercus petraea) und Amerikanische Roteiche (Quercus rubra). Allerdings variiert der Tanningehalt je nach Art:
- Stiel- und Traubeneiche: Diese beiden europäischen Eichenarten haben tendenziell weniger Bitterstoffe (Tannine) als die Roteiche. Die Eicheln lassen sich durch den Bitterstoff-Auswaschprozess relativ leicht bekömmlich machen.
- Amerikanische Roteiche: Eicheln dieser Art sind auch essbar, enthalten aber oft mehr Tannine, was das Auslaugen aufwendiger macht. Falls die Bitterstoffe nach dem ersten Durchlauf noch stark sind, kann der Prozess des Wasserwechsels einige Male wiederholt werden.
Sammlertipps:
- Erntezeitpunkt: Eicheln reifen im Herbst, idealerweise sind sie braun und fest, wenn sie gesammelt werden. Achte darauf, dass die Schale unbeschädigt ist, da beschädigte Eicheln meist nicht mehr genießbar sind.
- Kernauswahl: Vermeide grüne oder noch unreife Eicheln, da sie oft besonders viele Tannine enthalten und schlecht zu verarbeiten sind. Reife, feste und nicht verschrumpelte Eicheln eignen sich am besten für die Küche.
Vorbereitung der Eicheln:
Der wichtigste Schritt, um Eicheln essbar zu machen, ist das Auslaugen der Tannine. Diese Verbindungen verleihen rohen Eicheln ihren bitteren Geschmack und können in großen Mengen schädlich sein. Es gibt zwei Methoden zum Auslaugen:
Kaltlaugung : Die geschälten Eicheln werden in kaltem Wasser eingeweicht. Das Wasser sollte gewechselt werden, wenn es sich verfärbt, etwa alle 12 bis 24 Stunden, bis das Wasser klar bleibt, was bedeutet, dass die Tannine entfernt wurden. Dieser Vorgang kann je nach Eichelsorte mehrere Tage bis eine Woche dauern. Diese Methode ist sehr nachhaltig.
Heißlaugung : Heißlaugung ist schneller als die Kaltlaugung. Kochen Sie die Eicheln in Wasser und wechseln Sie das Wasser, wenn es dunkel wird. Wiederholen Sie diesen Vorgang, bis das Wasser weitgehend klar bleibt. Mit dieser Methode können die Tannine innerhalb weniger Stunden entfernt werden.
Dieser Prozess entzieht die Tannine und macht die Eicheln milder und bekömmlicher.
Trocknen : Nach dem Auslaugen müssen die Eicheln getrocknet werden, um Schimmel zu vermeiden und sie für das Mahlen vorzubereiten. Verteilen Sie die Eicheln auf einem Backblech und trocknen Sie sie in einem Ofen bei niedriger Temperatur, in einem Dörrgerät oder lassen Sie sie an einem sonnigen, gut belüfteten Ort lufttrocknen.
Verwendungsmöglichkeiten in der Küche:
Eichelmehl: Nach dem Auslaugen und Trocknen lassen sich Eicheln zu einem feinen Mehl mahlen, das sich hervorragend zum Backen von Brot oder Keksen eignet. Eichelmehl verleiht Backwaren einen leicht nussigen Geschmack und ist glutenfrei.
Eichelkaffee: Eine spannende Alternative für Kaffeeliebhaber, die koffeinfrei und regional denken wollen. Hierbei werden die Eicheln geröstet und zu einem Pulver verarbeitet, das aufgebrüht werden kann und eine erdige Geschmacksnote hat.
Suppen und Eintöpfe: Ganze oder grob gehackte Eicheln können Suppen und Eintöpfen eine herzhafte und sättigende Note verleihen.
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Nährstoffe und gesundheitlicher Nutzen:
Eicheln sind reich an Kohlenhydraten, Ballaststoffen und wertvollen Mineralien wie Kalium, Magnesium und Kalzium. Sie enthalten zudem gesunde Fette und sind eine gute pflanzliche Eiweißquelle, was sie zu einer nahrhaften Wahl in einer pflanzenbasierten Ernährung macht.
Eicheln enthalten Antioxidantien, die bei der Bekämpfung von oxidativem Stress helfen und Entzündungen reduzieren können, wodurch das Risiko chronischer Erkrankungen wie Herzkrankheiten, Diabetes und Krebs gesenkt wird.
Nachhaltigkeit:
Durch die Nutzung von Eicheln als Nahrungsquelle wird ein lokales, unverarbeitetes Lebensmittel integriert, das in vielen Wäldern reichlich vorhanden ist. Dadurch entfallen Transportwege und Ressourcen, die sonst für verarbeitete Produkte aufgewendet würden, und es entsteht eine stärkere Verbindung zur Natur und zum lokalen Ökosystem.
Fazit:
Die Integration von Eicheln in die Küche erfordert zwar etwas Vorbereitung, doch das Ergebnis ist nicht nur ein einzigartiger Geschmack, sondern auch eine nachhaltige Alternative, die sowohl die Natur respektiert als auch gesund ist. Getrocknete Eicheln stehen den ganzen Winter zur Verfügung
Die Eichel hat das Potenzial, als regionaler, regenerativer Bestandteil in die moderne Küche zurückzukehren.
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