Nachhaltiges Gärtnern auf kleinstem Raum
Permakultur auf dem Balkon! Gibt es nicht? Da irrst du dich. Lerne die Prinzipien der Permakultur und wende sie auf dem kleinsten Platz an.
Permakultur ist ein nachhaltiger Ansatz zur Gestaltung von Lebensräumen, der auf den Prinzipien der natürlichen Kreisläufe und der Ressourcenschonung basiert. Während Permakultur oft mit großen Gärten oder ländlichen Flächen in Verbindung gebracht wird, lässt sich dieser Ansatz auch auf kleinem Raum, wie einem Balkon, wunderbar umsetzen. In diesem Beitrag zeige ich dir, wie du Permakultur auf deinem Balkon betreiben kannst und welche Vorteile sie bietet.
Ich interessiere mich schon längere Zeit für Permakultur. Mein Sohn hat mich an dieses Thema herangeführt und ich fand es unheimlich spannend, wie sich die Natur selbst reguliert. Man muss nur wieder damit beginnen die Natur zu verstehen und sich nach ihr zu richten. Auch hier steht wieder die Nachhaltigkeit im Vordergrund. Wenn wir immer vom Umweltschutz reden, dann sollten wir in unserem Garten oder Balkon anfangen! Ja und auch ein Balkon reicht schon aus, um die Welt grüner zu machen und den Insekten mehr natürlichen Lebensraum zu schenken.
Was ist Permakultur?
Permakultur zielt darauf ab, harmonische, widerstandsfähige Systeme zu schaffen, die sich selbst regulieren und langfristig produktiv sind. Auf dem Balkon bedeutet dies, dass du auf kleinstem Raum ein Ökosystem schaffst, das Pflanzen, Tiere und Menschen gleichermaßen unterstützt:
- Natürliche Kreisläufe: Pflanzen werden so ausgewählt und kombiniert, dass sie sich gegenseitig unterstützen, Nährstoffe teilen und Schädlinge fernhalten.
- Ressourcenschonung: Wasser, Erde und Sonnenlicht werden effizient genutzt, während Abfallstoffe wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden.
- Selbstversorgung: Auch auf kleinem Raum kannst du frisches Gemüse, Kräuter und Obst anbauen und damit ein Stück Unabhängigkeit von gekauften Lebensmitteln gewinnen.
Permakultur ist ein Konzept, das auf die Schaffung von dauerhaft funktionierenden nachhaltigen und
naturnahen Kreisläufen zielt. Ursprünglich für die Landwirtschaft entwickelt, ist sie inzwischen ein
Denkprinzip, das auch Bereiche wie Energieversorgung, Landschaftsplanung und die Gestaltung sozialer
Infrastrukturen umfasst.
Grundprinzip ist ein ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiges Wirtschaften mit allen Ressourcen.
Ursprüngliche Definition der Permakultur nach Bill Mollison:
„Permakultur ist das bewusste Design sowie die Unterhaltung von landwirtschaftlich produktiven Ökosystemen, die die Diversität, Stabilität und Widerstandsfähigkeit von natürlichen Ökosystemen besitzen. Die Philosophie hinter Permakultur ist eine Philosophie, die mit und nicht gegen die Natur arbeitet, eine Philosophie der fortlaufenden und überlegten Observation und nicht der fortlaufenden und gedankenlosen Aktion; sie betrachtet Systeme in all ihren Funktionen, anstatt nur eine Art von Ertrag von ihnen zu verlangen, und sie erlaubt Systemen, ihre eigenen Evolutionen zu demonstrieren.“
Vorteile der Permakultur auf dem Balkon
Permakultur auf dem Balkon bietet viele Vorteile, sowohl für die Umwelt als auch für deine eigene Lebensqualität.
- Nachhaltigkeit im Alltag: Permakultur fördert den bewussten Umgang mit Ressourcen und reduziert Abfall, indem du beispielsweise Kompostierung einsetzt und natürliche Dünger verwendest.
- Gesundheit und Frische: Durch den Anbau eigener Kräuter, Gemüse und kleiner Obstsorten hast du jederzeit frische, gesunde Lebensmittel zur Hand – ganz ohne Pestizide oder künstliche Zusätze.
- Biodiversität fördern: Auch auf dem Balkon kannst du einen Lebensraum für nützliche Insekten, Vögel und andere Tiere schaffen, die zur Artenvielfalt beitragen und ein gesundes Gleichgewicht im Garten fördern.
- Kosteneinsparung: Selbst auf kleinem Raum lässt sich eine beträchtliche Menge an frischen Lebensmitteln anbauen, was langfristig Kosten spart.
- Verbesserte Luftqualität und Klima: Pflanzen auf dem Balkon verbessern die Luftqualität und tragen zu einem angenehmen Mikroklima bei, da sie Kohlendioxid absorbieren und Sauerstoff freisetzen. Die Kühlung ist – gerade bei den derzeitigen Sommertemperaturen – auch nicht zu vernachlässigen.
So setzt du Permakultur auf dem Balkon um
Auch wenn der Platz begrenzt ist, gibt es viele Möglichkeiten, die Prinzipien der Permakultur auf deinem Balkon zu verwirklichen.
- Vertikale Gärten: Nutze den verfügbaren Raum effizient, indem du Pflanzen in die Höhe wachsen lässt. Rankgitter, Hängekörbe oder vertikale Pflanzsysteme sind ideal, um Kräuter, Gemüse und Blumen auf engstem Raum anzubauen.
- Pflanzengemeinschaften: Setze auf Mischkultur, bei der verschiedene Pflanzen zusammen wachsen, die sich gegenseitig schützen und Nährstoffe teilen. Ein Klassiker ist die Kombination von Tomaten mit Basilikum, die sich gegenseitig unterstützen.
- Kompostierung: Auch auf dem Balkon kannst du Kompost anlegen. Ein kleiner Wurmkomposter oder Bokashi-Eimer wandelt Küchenabfälle in wertvollen Dünger um, der deine Pflanzen optimal versorgt.
- Wasser sparen: Sammle Regenwasser oder nutze Bewässerungssysteme wie Tropfbewässerung, um Wasser effizienter zu nutzen. Pflanzen wie Kräuter benötigen weniger Wasser und sind besonders für Balkon-Permakultur geeignet. Lässt du z.B. dein Wasser am Wasserhahn immer laufen, bis du warmes Wasser hast? Dann lasse das Wasser nicht abfließen, sondern sammle es und setze es für die Bewässerung ein.
- Natürliche Schädlingsbekämpfung: Durch das Anpflanzen von insektenfreundlichen Pflanzen wie Lavendel oder Ringelblume kannst du nützliche Insekten wie Bienen und Marienkäfer anlocken, die Schädlinge auf natürliche Weise in Schach halten.
Auf die Vielfalt achten
Natürlich sollte man nicht nur Nutzpflanzen auf seinem Balkon haben, sondern auch Blumen, die von Bienen und Hummel angeflogen werden. So ist auch sichergestellt, dass eure Nutzpflanzen bestäubt werden. Die meisten Zierpflanzen aus dem Gartencenter sind jedoch völlig unbrauchbar.
Bienen lieben z.B. Margeriten, Katzenminze, Phacelia, Löwenzahn, Glockenblume, Lavendel, Salbei, Rosmarin, Pfefferminze, Thymian, Kirschbäume, Apfelbäume und den wilden Basilikum.
Doch nicht nur Blumen sollte es auf dem Balkon geben, sondern auch Wasser in Form eines kleinen Miniteichs oder flachen Schalen. Eine Schale mit Sand wird auch von einigen Insekten gern benutzt, diese kann man auch sehr dekorativ herrichten. Und Bambus oder tote Hölzer mögen Insekten und auch Vögel besonders gern. Ich habe z.B. einen Teil meines Geländers mit Bambus verkleidet. Ein kleiner Steinhaufen ist nicht nur dekorativ, er bietet auch verschiedenen Insekten Unterschlupf, kombiniere den Steinhaufen mit Ästen und Laub. Das ist ein echter Hingucker!
Und zu guter Letzt werden die Vögel euch lieben, wenn ihr sie auch im Sommer ein bisschen unterstütz und füttert. Es ist auch wunderschön anzuschauen! Nach ein oder zwei Jahren wird es vielleicht gar nicht mehr nötig sein, dass ihr die Vögel füttert. Euer Balkon wird dann genug natürliche Nahrung bieten und ihr habt somit einen weiteren Baustein der Permakultur integriert. Glückwunsch!
Denkt immer daran, dass alles seine Zeit benötigt und die Natur wird von selbst aktiv. Diesen Sommer habe ich in meinen Balkonkästen Regenwürmer entdeckt! Ich habe die Erdbeeren immer mit ein bisschen Rasenschnitt bedeckt (das kann auch kleingeschnittener Grün-Bioabfall sein). Somit gab es plötzlich Leben in der Erde, die diese Grünabfälle fressen und zu Kompost verarbeiten.
In den unmöglichsten Ecken wirst du Leben entdecken!
Welche Pflanzen eignen sich für den Balkon?
Es gibt viele Pflanzen, die perfekt für Permakultur auf dem Balkon geeignet sind.
- Kräuter: Rosmarin, Basilikum, Thymian, Minze und Schnittlauch sind ideal für kleine Räume und unterstützen sich oft gegenseitig im Wachstum.
- Gemüse: Tomaten, Paprika, Zucchini und Salat können problemlos in Töpfen oder Pflanzkästen angebaut werden.
- Obst: Kleine Obstsorten wie Erdbeeren, Himbeeren oder Zwergobstbäume (z. B. Pfirsich) eignen sich hervorragend für den Balkon.
- Blütenpflanzen: Ringelblumen, Lavendel und Kapuzinerkresse sind nicht nur schön, sondern locken auch nützliche Insekten an und wirken als natürliche Schädlingsbekämpfung.
Hier einige weiterführende Informationen zu speziellen Pflanzen:
Erbsen
Zuckererbsen eignen sich hervorragend für das Balkongeländer, sie dienen als Sichtschutz, Nahrung und
Schutz für Insekten. Ein 18cm Kübel reicht pro Pflanze vollkommen aus. Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass es auf dem Balkon trotz heißer Temperaturen angenehm kühl bleibt. Du kannst die Erbsen entweder selbst ziehen oder die Pflanzen im Pflanzencenter kaufen.
Mangold
Auch Mangold kann man sehr gut im Kübel anpflanzen, er ist dafür wie geschaffen. Er stellt keine hohen
Anforderungen an seinen Standort, nur extreme Hitze mag er nicht. Hinter den Zuckererbsen würde er also gerne stehen. Man kann Mangold auf dem Balkon über einen längeren Zeitraum ernten (4-6 Monate). Er mag viel Wasser, dann schmecken die Blätter besser!
Pflücksalat
Ja, auch Pflücksalat kann man sehr gut auf dem Balkon anbauen. Man sollte hierfür entweder einen länglichen Kasten nehmen oder einen Topf mit 30 cm Durchmesser. Beim Pflücksalat kann man immer so viele Blätter ernten, wie man benötigt und er wächst immer wieder nach (nur die äußeren Blätter wegnehmen). Er mag am liebsten einen sonnigen Standort.
Kohlrabi
Kohlrabi macht sich im Balkon neben z.B. Blumen sehr gut, am besten im länglichen Kasten. Wichtig ist beim Umtopfen sehr aufzupassen, damit man die Wurzel nicht verletzt und die Pflanze darf während der
Wachstumsphase nicht austrocknen, sonst wird der Kohlrabi holzig. Die großen Blätter spenden wieder gut Schatten und schmecken Kaninchen oder Meerschweinchen sehr gut!
Paprika
Paprika liebt Wärme und Sonne, man sollte also einen Südbalkon haben. Am besten stellt man sie an die
Hauswand, da sie es auch nachts warm mag. Die Erde sollte konstant feucht sein. Je kleiner der Topf, desto kleiner wird auch die Pflanze ausfallen. Für eine kräftige Pflanze sollte man einen 10 Liter Topf nehmen.
Zucchini
Auch Zucchini kann man sehr gut auf dem Balkon anpflanzen. Hier gibt es sogar Sorten, die klettern und
somit platzsparend gepflanzt werden können. Ansonsten braucht eine Zucchini Platz und benötigt einen mindestens 15 Liter Kübel mit 40 cm Durchmesser. Ich habe mal den Fehler gemacht und habe einen sehr hohen Topf genommen, was Blödsinn war. Das ganze Wasser ist nach unten durchgelaufen und die Pflanze hatte zu wenig Wasser. Auch die Zucchini mag es sonnig und benötigt sehr viel Wasser. Hat man nicht genug Insekten auf dem Balkon muss man die weiblichen Blüten bestäuben. Dies geht am einfachsten mit einem Pinsel.
Aubergine
Für die Aubergine sollte man einen 10 Liter Topf pro Pflanze nehmen, größer jedoch nicht. Wichtig ist, dass man die Triebe auf den ersten 20 cm entfernt und bei den oberen Trieben muss man einfach schauen wie es der Pflanze geht, wenn bereits Blütenansätze da sind, sollte man einen ab machen und einen dran lassen usw. (1-2 Früchte erstmal reichen). Bei einer veredelten Pflanze mind. 20 Liter Topf, hier gehen 3 – 4 kräftige Seitentriebe. Die Aubergine ist sehr anfällig für Schädlinge.
Kürbis
Gurkengewächs, stammen aus den Tropen, sie brauchen eine hohe Luftfeuchtigkeit und viel Wasser. Außerdem brauchen sie viel Platz (im Freiland 1 m² pro Pflanze). Erst kommen männliche Blüten und später erst die weiblichen (erkennbar am dickeren Stiehl). Genauso auch bei der Zucchini. Kommen nur männliche Blüten ist das ein Warnsignal, dass die Pflanze unter Stress steht. Hat man nicht genug Insekten auf dem Balkon muss man die weiblichen Blüten bestäuben. Dies geht am einfachsten
mit einem Pinsel. Sonst ist der Kürbis sehr unkompliziert.
Radieschen
Radieschen gehen immer, egal ob auf dem Balkon, dem Hochbeet oder im Freiland. Sie sind unkompliziert und können vom Frühjahr bis in den Herbst ausgesät werden. Im Sommer sollte man auf die Aussaat verzichten, da es hier vielleicht zu trocken wird und die Radieschen holzig werden. Wenn es jedoch ein feuchter Sommer ist, sollte es zu keinen Problemen kommen. Schmetterlinge legen gerne ihre Eier auf den Blättern ab. Ich setze die Raupen immer auf andere Blätter um, damit sie nicht eine Radieschenpflanze komplett abknabbern (bitte Raupen nicht auf andere Pflanzen setzen, da manche Raupen absolute Spezialisten sind und auf der falschen Pflanze verhungern). Dieses System funktioniert sehr gut, so haben die Raupen etwas davon und ich. Ansonsten freuen sich auch Hasen oder Kaninchen über die Blätter oder man macht daraus eine leckere Suppe!
Tomaten
Natürlich darf auch der Klassiker nicht fehlen, die Tomate. Man sollte maximal 2 Pflanzen pro Topf einpflanzen. Die gelben Blätter unten immer entfernen um einen Pilzbefall zu verhindern und zur besseren Belüftung. Große ausgewachsene Pflanze sollte mindestens 15 Blätter haben, junge Triebe unten auch entfernen, bei Cocktailtomaten kann man auch mal einen Trieb stehen lassen, wenn die Pflanze gesund ist, dann aber nach den ersten Blüten wieder entfernen. Tomaten benötigen viel Wasser.
Alle Kübelpflanzen benötigen ausreichend Dünger, um gesund und kräftig zu wachsen. Hier bietet sich Brennnesseljauche an. Man kann sie selbst herstellen, sie ist 100% natürlich und Schädlingen kann man auch gleich zu Leibe rücken. Eine sehr gute Anleitung wie man sie herstellt, findet man hier: Balkonania. Was man in die unmittelbare Nachbarschaft der Töpfe stellt bzw. man am besten zusammen pflanzt, erfahrt ihr auf Permakulturtipps.de.
Die Exoten auf dem Balkon
Bisher habe ich normale Gemüsepflanzen angesprochen und die meisten davon sind auch als Balkonpflanzen bekannt wie z.B. die Tomate oder Paprika. Nun wird es allerdings interessant!
Hast du jedoch schon mal einen Oliven-, Apfel-, Birnen- oder Kirschbaum auf dem Balkon gesehen? Nein? Das ist auch kein Wunder, weil es wirklich selten ist, aber es gibt sie. Es handelt sich hierbei und sehr kleinwüchsige Sorten, die man im Topf halten kann.
Sie benötigen allerdings viel Pflege. Die Töpfe müssen ausreichend groß sein und sollten über eine Drainageschicht und Ablaufschlitze verfügen. Selbst im Sommer darf man sie nicht täglich gießen und im Winter brauchen sie einen geschützten Platz und man sollte den Baum vor Frost schützen.
Die Bäume benötigen zur Bestäubung immer einen anderen Baum in der Nähe. Gibt es keinen, sollte man sich immer zwei Bäume auf dem Balkon halten, damit Bienen und Hummeln sie gegenseitig bestäuben können.
Fazit: Nachhaltiges Gärtnern auch auf kleinstem Raum
Permakultur auf dem Balkon bietet dir die Möglichkeit, selbst auf begrenztem Raum nachhaltig und ressourcenschonend zu gärtnern. Die Vorteile reichen von einer erhöhten Selbstversorgung über die Förderung der Artenvielfalt bis hin zu einer verbesserten Luftqualität und einer angenehmeren Atmosphäre auf deinem Balkon. Mit einfachen Mitteln kannst du ein kleines, funktionierendes Ökosystem schaffen, das sowohl dir als auch der Natur zugutekommt. Probiere es aus und entdecke, wie viel du auch auf kleinstem Raum erreichen kannst!
Fotos:
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