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Gemmotherapie

Die Tage werden wieder länger und es wird nicht lange dauern, bis sich die ersten Knospen zeigen. Heute möchte ich die Gemmotherapie vorstellen, sie ist eine spezielle Form der Pflanzenheilkunde, die Knospen und junge Triebe von Bäumen und Sträuchern zur Herstellung von Heilmitteln nutzt.

Klicke hier, um das Rezept auszudrucken oder herunterzuladen.

„Gemma“ bedeutet „Knospe“ auf Lateinisch, und in den Knospen sind besonders viele wertvolle Pflanzenwirkstoffe enthalten. Diese Therapie wurde von dem belgischen Arzt Dr. Pol Henry in den 1950er Jahren entwickelt und basiert auf der Überzeugung, dass Knospen eine konzentrierte Kraft besitzen, da sie die Essenz und die potenziellen Heilkräfte der ganzen Pflanze in sich tragen.

Was macht die Gemmotherapie besonders?

Knospen und junge Triebe befinden sich in einem Stadium intensiven Wachstums und enthalten alle genetischen Informationen und Nährstoffe, die für die Entwicklung der Pflanze notwendig sind. Dadurch sind sie reich an Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen, Aminosäuren, Enzymen, Pflanzenhormonen und wachstumsfördernden Substanzen, die in dieser Konzentration in den ausgereiften Pflanzenteilen oft nicht mehr zu finden sind.

Wie wird ein Gemmo-Extrakt hergestellt?

Die Knospen werden in einem speziellen Verfahren in einer Mischung aus Alkohol, Wasser und pflanzlichem Glyzerin mazeriert, um ihre Wirkstoffe zu extrahieren. Diese Tinktur wird verdünnt und kann in Tropfenform eingenommen werden. Die Dosierung erfolgt in der Regel in sehr kleinen Mengen, da die Essenz der Pflanze sehr konzentriert ist.

Anwendungsgebiete der Gemmotherapie

Die Gemmotherapie wird eingesetzt, um verschiedene Körpersysteme zu stärken und das natürliche Gleichgewicht zu fördern. Sie eignet sich vor allem für die folgenden Bereiche:

  1. Entgiftung und Regeneration: Knospen von Pflanzen wie Birke oder Johannisbeerknospen werden oft verwendet, um die Entgiftung des Körpers zu unterstützen und Organe wie die Leber und die Nieren zu stärken.
  2. Immunstärkung: Die Knospen von Schwarzer Johannisbeere sind dafür bekannt, das Immunsystem zu unterstützen und Entzündungen zu lindern. Sie wird häufig bei Allergien und Autoimmunerkrankungen eingesetzt.
  3. Gelenk- und Muskelgesundheit: Kastanienknospen sind beispielsweise beliebt für ihre Wirkung auf die Venen und die Gelenke und werden zur Linderung von Arthrose und rheumatischen Beschwerden eingesetzt.
  4. Beruhigung und Balance: Lindenknospen wirken beruhigend und unterstützen bei Stress, Nervosität und Schlaflosigkeit. Sie gelten als sanftes Mittel für die Nerven.
  5. Hormonbalance: Himbeerknospen werden in der Gemmotherapie oft zur Unterstützung des weiblichen Hormonhaushalts und zur Linderung von Menstruationsbeschwerden verwendet.

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Knospen und ihre Wirkungen in der Gemmotherapie

Hier ist eine Übersicht von gängigen Knospen, die in der Gemmotherapie verwendet werden, und ihre Hauptanwendungsbereiche sowie Wirkungen. Fast jede Knospe hat eine Wirkung. Für weitere Informationen befrage einen Kräuterkundigen und es gibt auch sehr informative Bücher, die sich mit diesem Thema beschäftigen.

Schwarze Johannisbeere (Ribes nigrum)

  • Wirkung: Stärkung des Immunsystems, entzündungshemmend und regenerierend auf die Nebennieren. Hilft gegen Allergien, Atemwegserkrankungen, rheumatische Beschwerden und Entzündungen.
  • Anwendung: Unterstützt bei saisonalen Allergien, Asthma und rheumatischen Beschwerden.

Himbeere (Rubus idaeus)

  • Wirkung: Reguliert den Hormonhaushalt, insbesondere bei Frauen. Entzündungshemmend und krampflösend.
  • Anwendung: Unterstützung bei Menstruationsbeschwerden, PMS und Wechseljahrsbeschwerden.

Birke (Betula pubescens und Betula verrucosa)

  • Wirkung: Entgiftend und entwässernd, fördert die Nierentätigkeit und die Ausscheidung von Abbauprodukten. Unterstützt die Leber.
  • Anwendung: Hilfreich bei Arthritis, Gicht und Hautproblemen, die durch Giftstoffe ausgelöst werden.

Linde (Tilia tomentosa)

  • Wirkung: Beruhigend, fördert die Entspannung und wirkt sich positiv auf das Nervensystem aus. Unterstützt den Schlaf.
  • Anwendung: Bei Stress, Unruhe und Schlafstörungen.

Feige (Ficus carica)

  • Wirkung: Unterstützt das Verdauungssystem, beruhigend auf Magen und Darm. Löst Stress und Spannungen.
  • Anwendung: Gegen Magen-Darm-Beschwerden, stressbedingte Verdauungsprobleme und Angstgefühle.

Kiefer (Pinus montana)

  • Wirkung: Stärkt die Knochen und den Bewegungsapparat, entzündungshemmend.
  • Anwendung: Bei Gelenkbeschwerden, Osteoporose und rheumatischen Erkrankungen.

Weißdorn (Crataegus monogyna)

  • Wirkung: Unterstützt das Herz-Kreislauf-System, stärkt das Herz und verbessert die Durchblutung.
  • Anwendung: Bei Bluthochdruck, schwachem Herz und Kreislaufbeschwerden.

Eiche (Quercus robur)

  • Wirkung: Vitalisierend und stärkend, hilft bei Erschöpfung und Müdigkeit.
  • Anwendung: Zur Unterstützung bei chronischer Müdigkeit und in Erholungsphasen.

Hainbuche (Carpinus betulus)

  • Wirkung: Unterstützt die Atemwege und stärkt die Schleimhäute.
  • Anwendung: Bei chronischen Nebenhöhlenentzündungen und allgemeinen Atemwegsbeschwerden.

Walnuss (Juglans regia)

  • Wirkung: Unterstützt den Darm, entzündungshemmend und beruhigend auf die Haut.
  • Anwendung: Bei Hautproblemen und Darmbeschwerden, hilft auch beim Abheilen von Entzündungen.

Rosskastanie (Aesculus hippocastanum)

  • Wirkung: Fördert die Durchblutung, stärkt die Venen und reduziert Ödeme.
  • Anwendung: Bei Krampfadern, Venenproblemen und schweren Beinen.

Vorteile der Gemmotherapie

  • Sanfte Wirkung: Da die Mittel meist sehr niedrig dosiert werden, wirken sie sanft und eignen sich auch für empfindliche Personen, Kinder und ältere Menschen.
  • Ganzheitliche Unterstützung: Sie stärken den Körper auf eine tiefgreifende Weise und helfen, innere Balance und Selbstheilungskräfte zu fördern.
  • Breites Anwendungsspektrum: Die Gemmotherapie kann für eine Vielzahl von Beschwerden eingesetzt werden, besonders für chronische Leiden.

Rezept

Um ein Gemmo-Extrakt selbst herzustellen, benötigst du junge, frische Knospen oder Triebe von Bäumen oder Sträuchern. Diese solltest du am besten im frühen Frühling sammeln, wenn die Pflanzen gerade zu sprießen beginnen, da dann die Wirkstoffe am konzentriertesten sind. Achte darauf, die Pflanze, von der du die Knospen entnimmst, schonend zu behandeln, damit sie weiter wachsen kann. Hier ist eine einfache Anleitung zur Herstellung eines Gemmo-Extrakts:

Zutaten und Materialien

  • Frische Knospen oder junge Triebe
  • Pflanzenglyzerin (pflanzliches Glycerin, erhältlich in Apotheken oder Naturkosmetik-Shops)
  • Alkohol (z.B. 40-70%iger Wodka)
  • Wasser (vorzugsweise destilliert oder gefiltert)
  • Sauberes Schraubglas
  • Dunkle Tropfflaschen zum Abfüllen

Herstellungsschritte

  1. Knospen vorbereiten: Sammle etwa 20-30 g frische Knospen und reinige sie vorsichtig, um Schmutz und Insekten zu entfernen. Die Knospen müssen frisch und knackig sein, denn getrocknete Knospen enthalten weniger Wirkstoffe.
  2. Ansetzen der Tinktur: Lege die Knospen in ein sauberes Schraubglas und bedecke sie mit einer Mischung aus Alkohol, Glycerin und Wasser. Das Verhältnis für die Extraktionsflüssigkeit beträgt:
    • 1 Teil Alkohol (z.B. 40% Wodka),
    • 1 Teil pflanzliches Glyzerin,
    • 1 Teil Wasser.
  3. Mischen und ziehen lassen: Verschließe das Glas fest und schüttele es gut, damit sich die Zutaten vermischen. Stelle das Glas an einen dunklen, kühlen Ort und lasse es für etwa drei Wochen ziehen. Schüttle das Glas täglich, um den Extraktionsprozess zu fördern.
  4. Filtern und Abfüllen: Nach drei Wochen ist der Extraktionsprozess abgeschlossen. Filtere das Gemmo-Extrakt durch ein feines Sieb oder ein Kaffeefilterpapier, um die Knospenreste zu entfernen. Das gefilterte Extrakt füllst du in dunkle Tropfflaschen ab, um es vor Licht zu schützen.
  5. Lagerung und Haltbarkeit: Lagere die Tropfflaschen an einem kühlen, dunklen Ort. Das Gemmo-Extrakt ist durch den Alkohol und das Glycerin etwa ein Jahr haltbar.

Anwendung und Dosierung

Die Einnahme von Gemmo-Extrakten erfolgt in der Regel tropfenweise in Wasser, meist 2-3 Mal täglich. Da die Wirkungen bei jedem Menschen individuell ausfallen können, ist es ratsam, die Anwendung mit einem/r Naturheilkundler/in abzusprechen, besonders bei chronischen Beschwerden oder Unsicherheiten.

Hinweis

Da frische Pflanzenteile verwendet werden, achte darauf, dass du Knospen von unbedenklichen, ungiftigen Pflanzen sammelst und keine geschützten Arten entnimmst.

Grenzen und Ergänzungen der Gemmotherapie

Die Gemmotherapie ist ein komplementäres Verfahren und kann konventionelle Medizin oft sinnvoll unterstützen, ersetzt sie jedoch nicht vollständig. Sie wird häufig als präventive Maßnahme oder zur Unterstützung bei leichten bis chronischen Beschwerden eingesetzt.

Zusammenfassend ist die Gemmotherapie eine faszinierende und sanfte Form der Pflanzenheilkunde, die die Wachstumsenergie der Pflanzen nutzt, um den Körper zu stärken, zu entgiften und zu harmonisieren – ein Ansatz, der die Selbstheilungskräfte auf natürliche Weise unterstützen kann.

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