
Einmachen & Fermentieren als Weg zur Vorratshaltung
Die Fülle des Sommers bewahren – Der Sommer ist die Zeit der Üppigkeit. Der Garten platzt beinahe vor Reife, die Märkte sind voller leuchtender Farben, und die eigenen Hände fühlen sich fast zu klein an, um all das zu pflücken, zu tragen, zu verarbeiten. Und genau hier beginnt die Magie der Vorratshaltung. Denn was heute geerntet wird, kann morgen schon zur wohltuenden Erinnerung an die warme Jahreszeit werden. In einer Welt, die wieder zunehmend nach Selbstversorgung und Unabhängigkeit strebt, entdecken viele Menschen das Einmachen und Fermentieren neu – als achtsame Praxis, als kulinarische Freude und als Form der Selbstfürsorge. Man weiß was im Glas steckt!
Warum Lebensmittel haltbar machen?
Wenn wir Obst und Gemüse in ihrer Hochsaison haltbar machen, handeln wir nachhaltig. Wir vermeiden Verpackung, Transportwege, Lebensmittelverschwendung – und lernen gleichzeitig wieder, was saisonale Vielfalt wirklich bedeutet. Das Einmachen und Fermentieren schenkt uns nicht nur gesunde Vorräte, sondern auch ein tiefes Gefühl der Verbindung mit dem, was uns nährt. Wer einkocht, fermentiert oder trocknet, stellt sich bewusst gegen das „immer verfügbar“ und für das „selbst gemacht“.
Zwei bewährte Methoden im Überblick
Einmachen bedeutet, Lebensmittel durch Hitze und geeignete Zusätze wie Zucker, Essig oder Salz haltbar zu machen. Früchte werden eingekocht, Gemüse sauer eingelegt, Tomaten zu Sugo verkocht. Durch das heiße Abfüllen in sterile Gläser entsteht ein Vakuum, das das Lebensmittel mehrere Monate oder gar Jahre haltbar macht.
Fermentieren hingegen beruht auf der Tätigkeit von Mikroorganismen. Durch Milchsäuregärung oder wilde Fermentation entsteht lebendige Nahrung mit probiotischen Eigenschaften. Der Geschmack verändert sich, neue Aromen entstehen – aus Gurken werden saure Gurken, aus Kohl wird Sauerkraut, aus Paprika wird eine herzhafte Beilage.
Einmachen: | Fermentieren: |
lange Haltbarkeit, sofort verzehrfertig, gut für süße und gekochte Speisen | lebendige Nahrung, probiotisch, roh belassen, für Verdauung und Immunsystem |
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Einmachen: Grundlagen & Rezepte
Vorbereitung ist das A und O: Sauberkeit und sterile Gläser sind entscheidend. Gläser können im Backofen bei 120 Grad sterilisiert (15 Min.) oder in kochendem Wasser abgekocht werden. Deckel gut reinigen und nicht mehrfach verwenden, wenn sie sich nicht vakuumdicht verschließen lassen.
Rezept: Sommerlicher Erdbeer-Rhabarber-Kompott
- 500 g Erdbeeren
- 300 g Rhabarber
- 150 g Zucker (nach Geschmack)
- 1 TL Zitronensaft
Alles in einem Topf erhitzen, bis die Früchte weich sind, dann heiß in sterile Gläser füllen und sofort verschließen.
Rezept: Tomatensugo auf Vorrat
- 2 kg vollreife Tomaten
- 2 Zwiebeln, 2 Knoblauchzehen
- 1 EL Olivenöl, Salz, Pfeffer, Kräuter
Alles einkochen lassen, pürieren oder stückig lassen, heiß in Gläser füllen und verschließen.
Manche schwören darauf, gerade bei Marmelade, die Gläser ca. 10 Minuten auf den Kopf zu stellen. Hat man zuvor alles gut sterilisiert (Glas & Deckel) sollte es nicht nötig sein.
Fermentieren: Grundlagen & einfache Anwendungen
Fermentation braucht nur Salz, Wasser, ein sauberes Gefäß und etwas Geduld. Wichtig ist, dass das Gemüse immer vollständig mit der Salzlake bedeckt ist, um Schimmel zu vermeiden.
Grundrezept für Fermentiertes Sommergemüse
- Gemüse nach Wahl (Gurken, Zucchini, Paprika, Karotten)
- 2–3%ige Salzlake (20–30 g Salz auf 1 l Wasser) Gemüse waschen, grob schneiden, in ein Glas schichten, mit Salzlake bedecken, beschweren (z. B. mit einem Glasgewicht) und 5–10 Tage bei Zimmertemperatur fermentieren lassen. Geöffnete Gläser im Kühlschrank aufbewahren.
Tipp: Wer neu anfängt, beginnt am besten mit einem kleinen Glas fermentierter Möhren oder Radieschen – schnell, lecker und erfolgreich. Befülle das Glas immer nur zu 2/3, sonst kann es beim Gärungsprozess passieren, dass das Glas ausläuft oder bei zu viel Druck sogar springt. Wenn du das Glas nach den 5-10 Tagen kühl und dunkel lagerst, verlangsamst du den Fermentierungsprozess und die Gläser sind länger haltbar. Am besten benutzt du Meer- oder Steinsalz, weil es unraffiniert ist.
Selbstversorgung im Alltag verankern
Der Sommer ist ideal, um Vorräte anzulegen. Plane deine Ernte so, dass Überschüsse gezielt verarbeitet werden können. Beschrifte deine Gläser mit Datum und Inhalt, bewahre sie an einem dunklen, kühlen Ort auf. Mach das Einmachen und Fermentieren zu einem Ritual – vielleicht gemeinsam mit Familie oder Freunden. Es ist eine wunderschöne Gelegenheit, Wissen weiterzugeben oder neu zu entdecken.
Fazit: Die Kunst des Bewahrens
Selbstversorgung bedeutet nicht nur, unabhängiger zu leben, sondern auch, sich selbst etwas Gutes zu tun. Die Fülle des Sommers im Glas oder im Gärgefäß zu bewahren, schenkt uns Wärme, Geschmack und Gesundheit für die kommenden Monate. Wer fermentiert, kocht ein und lagert mit Bedacht, lebt im Einklang mit dem Jahreskreis und schafft echte Lebensmittel mit Seele.